"Die Zofen"

(Jean Genet)

Grabbe-Haus / Landestheater Detmold
Bühne und Kostüme: Ines Alda
Musik: Stefan Pinkernell
Darsteller: Gaby Blum, Kerstin Hänel, Kerstin Klinder, Alexander F. Zieglarski
Premiere: 2. Oktober 2009

Die Zofen. Psychothriller. Randnotiz im Welttheater. Eine traurige kleine Geschichte. Zwei arme, geknechtete Dienerinnen wollen sich gegen den Schmerz stemmen, stürzen aber auf der selbst vor die Füße geworfenen Bananenschale (ihrer Rollentausch-Zeremonie) zu Tode. Was macht man, wenn man sich als ein unwürdiges Nichts empfindet in der Welt der Starken und Schönen? Wie unterbricht man den Ablauf der Dinge? Flucht oder Angriff? Die phantastische Hoffnung, sich zu verwandeln in etwas Glückliches, mündet ins Asyl des Todes. Die hinterlassene Leerstelle ein letztes Aufflackern von verzweifeltem Trotz.

"Martin Pfaff inszeniert "Die Zofen" von Jean Genet als beklemmendes Kammerstück von hoher emotionaler Intensität. (...) In eindringlichen, intimen Dialogen entblößen sich die Abgründe ihrer kranken Seelen, die in gegenseitiger Verachtung ebenso Ausdruck finden wie in inzestuöser Erotik. (...) Diese Kernaussage wurde in der Inszenierung sehr fein herausgearbeitet, beginnend mit dem Bühnenbild von Ines Alda, das die Zuschauer in voyeuristischer Haltung durch eine Fensterfront auf das Geschehen blicken ließ. Großartig und tragend waren die schauspielerischen Leistungen von Kerstin Hänel ("Claire") und Gaby Blum ("Solange"), welche die morbide, leidenschaftliche Lust ihrer Figuren und das höchst anspruchsvolle stetige Wechselspiel zwischen Macht und Ohnmacht beängstigend realitätsnah nachzeichneten. (...) Beabsichtigte Irritationen rief hingegen das wortlose, lediglich beobachtende Auftreten des "schönen Mannes" (Alexander Frank Zieglarski) hervor, der die gestaltgewordene und doch unerreichbare Verheißung darstellte. Eine insgesamt äußerst gelungene Premiere, die die Zuschauer nachdenklich und tief beeindruckt aus dem Theater entließ. Entsprechend war auch ein Moment der Stille nach dem tragischen Schlussakt ein noch aussagekräftigeres Lob an das Ensemble und den Regisseur, als der darauf folgende, von lauten "Bravo"-Rufen begleitete Applaus. "
(Lippische Landes-Zeitung)

"Die Schauspielerinnen sind nur blass geschminkt, fast ohne Make-up, was ihnen einen maskenhaften Eindruck verleiht. Am linken Bühnenrand steht ein Bildschirm, auf den der Zuschauer einen Blick hinter den Vorhang werfen kann. (…) In den Vorstellungen von Solange und Claire belebt »Der schöne Mann«, dargestellt von Alexander Frank Zieglarski in einer stummen Rolle, die Bühne. Die Musik von Stefan Pinkernell »atmet mit der Szene« und ist sparsam gesetzt. Hier bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch »Weniger ist mehr«. Das Bühnenbild und die Personen in strenger gerader Haltung passen hervorragend zu Genets poetischen Sprachreichtum und Rhythmus. (…) Eine gelungene Aufführung ganz im Geiste Genets. Chapeau!"
(LIPPE aktuell)