"Weh dem, der lügt!“

(Franz Grillparzer)

Theater in den Bezirken / Volkstheater Wien
Bühne und Kostüme: Anja Kreher
Spiel: Simone Krampe, Loris Kubeng, Enrico Riethmüller, Stefan Suske
Premiere: 14. Februar 2020

Um was geht es? Ein morality play über Wahrheit und Lüge. Gespielt auf einer Tournee durch die Wiener Bezirke. - Was liegt da näher, als die Sujets „mittelalterliches Märchen“ und „Jahrmarktsbude“ spielerisch ins Zentrum zu setzen? Das Ziel: ein Abend mit offener Spielweise und viel Spaß an der darstellerischen Behauptung. Die selbst gewählte Aufgabe: Mit vier Spieler*innen das ganze Stück erzählen. Jede*r spielt mehrere Rollen im fliegenden Wechsel. Es wird live musiziert. Mittel des Puppentheaters unterstützen dort, wo die Möglichkeiten der Menschen begrenzt sind. Illusionseffekte werden offen gelegt: Donnerblech und Nebelmaschine entfalten vor unseren Augen ihre Wirkung. Ein Wald wird durch Geräuschemacher in Szene gesetzt. Das Ergebnis: Der Spaß sowohl am (auch platten) Vorflunkern einer Geschichte. Als auch am Offenlegen der unterschiedlichen Möglichkeiten der Illusions-Erzeugung. Die Moral von der Geschichte: Die beste Wahrheit ist die, die gleichzeitig zeigt, dass sie nur eine unter vielen is

"Spaß am Spiel. (…) Martin Pfaff inszeniert Grillparzers Lustspiel rund um Wahrheit und Lüge in einer stark gestrafften Version. Turbulente Hommage an mittelalterliche Wanderbühnen. (…) „Wahrheit oder Lüge“ steht in Lichterketten über der Szenerie, und als sich der Vorhang öffnet, wird klar: Hier wird Theater gespielt, Wahrheit und Lüge gehen eine reizvolle Ehe ein.(…) Die betont reduzierte Optik des Stückes mit einer schlichten Holzkonstruktion und einem Vorhang im Zentrum (Ausstattung: Anja Kreher) thematisiert dabei auf einer Metaebene auch die Künstlichkeit des Genres. Dass hier gespielt wird, schwingt stets als Tatsache mit. Genauso wie Leon um sein Leben spielt, ohne zu lügen. Lang anhaltender Applaus nach einem kurzweiligen Abend (…)."
(APA)

"“Weh dem, der lügt!“ als federleichtes Vaudeville. Im Volx inszenierte Martin Pfaff Franz Grillparzers Lustspiel in Minimalbesetzung mit großer Spielfreude. (…) Es wird gesungen, geturnt und mit Puppen gespielt, es wird gealbert, dass man sich gegen Ende hin, wenn der Übertreibung besonders heftig gehuldigt wird, gut aufgelegt wie in tollen Kinder- und Jugendvorstellungen fühlt. Ja, das ist Volkstheater! Zurück zu den Ursprüngen. (…) Hinter dem Vorhang befindet sich ein kleinerer weit hinten, wo sich Verborgenes und Slapstick abspielen. (…) Und schon beginnt die Show: Da rührt sich was hinter dem Tuch. Es treten vier Kitsch-Engel mit großen weißen Flügeln und güldenem Heiligenschein auf. (…) Der Engelschor stimmt ein Lied an, „Es ist wahr“, das im Lauf der Strophen immer absurder wird. Das Spottlied geht über in Kirchengsang, Glocken ertönen. Wir befinden uns beim Bischof von Chalons (Stefan Suske). (…) Keine Sorge! Alles geht gut aus. Bei Pfaff deutet sich am Ende gar, anders als im Original, eine innige Dreierbeziehung von Leon, Edrita und Atalus an. Auch sonst gibt es viel Tolldreistes. (…) Das Ensemble ist wandlungsfähig – kaum zu glauben, dass hier nur ein Quartett agiert. Fazit: Grillparzers Komödie darf richtig Spaß machen!"
(Die Presse)