"Romeo und Julia"

(William Shakespeare)

Landestheater Detmold
Bühne und Kostüme: Mathias Rümmler
Darsteller: Hubertus Brandt, Stephan Clemens, Hartmut Jonas, Marie L. Kerkhoff, Kerstin Klinder, Jürgen Roth, Lukas Schrenk, Nicola Schubert, Holger Teßmann
Premiere: 22. September 2017

Eine Welt des Faustrechtes. Voller Verbrecher, Freaks und Egoisten. Alle leben im Wettbewerb der Gewinnmaximierung. Jeder will immer das letzte Wort haben. Gewalt ist die Sprache des Alltags. Nicht Aufklärung, Geduld und Toleranz. Doch trotzdem gibt es die Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Aber nur zwei Menschen trauen sich wirklich, diesem Gefühl zu folgen. Ein dunkler melodramatischer Thriller über den (unsterblichen) Traum von der großen Liebe.

"Ein vernichtender Hass greift um sich. – Die moderne Inszenierung von „Romeo und Julia“ im Detmolder Landestheater rückt die Gewalt in den Fokus. –Kein rosenumrankter Balkon, keine Kapelle, keine Versöhnung. Dafür allgegenwärtige Gewalt und eine Sprache, die zwischen Zoten und reinster Poesie oszilliert. – Schauspieldirektor Martin Pfaff hat für Shakespeares meistgespieltes Werk die Nebenfiguren gestrichen und eine Schlegel-Übersetzung gewählt, der Frank Günther zeitgemäßes Flair verpasste. (…) Vergebens sind Aufbegehren und Versuche der Vermittlung. Immer wieder bricht mit Urgewalt ein alles vernichtender Hass hervor. Das gilt für einen halbseidenen Adel, der orgiastische Feste feiert, ebenso wie für dessen nichtsnutzige Sprösslinge – testosteron-gesteuerte Krawallbrüder, bei denen die Pistole allzeit locker sitzt. – Lukas Schrenk, im Gegensatz zu seinen bunt schillernden Kumpanen von Anfang an schwarz gekleidet, ist als Romeo sensibler Liebender und wütender Berserker in einer Person."
(Lippische Landeszeitung)

"Bis hinauf in die Ränge sitzen überwiegend junge Leute im Sharoun-Theater. Sie verstehen, was da vom Landestheater Detmold in der Inszenierung von Martin Pfaff auf die Bühne gebracht wird (…). Brausender Applaus schon zur Pause, noch stärker am Schluss. (…) Dass sie Pistolen und Maschinenpistolen tragen, aber von Degen sprechen, ist ein großartiger Kunstgriff, um die Zeitlosigkeit gewaltbereiten Schwadronierens, ungehemmter Streit- und Rauflust zu fokussieren. (…) Bruder Lorenzo, von Jürgen Roth als weltblinder blinder Mönche gespielt, der Gutes will, aber Böses schafft, traut die Liebenden. Julias herzensgute, gouvernantenhafte Amme, von Kerstin Klinder eindrucksvoll dargestellt, verschafft ihnen eine Hochzeitsnacht. Auch da ist die Inszenierung voll modern. Sexy Julia, strotzend vor Kraft (…). Dass und wie sie sterben, ist romantisch sinnlos. Die geld- und vergnügungssüchtigen Familien versöhnen sich nicht am Grab (exzellent Marie Luisa Kerkhoff als kühle, mondäne Lady Capulet), Julia verjagt zuvor den Mönch (die Kirche)."
(Salzgitter Zeitung)

"Kultur braucht Emotion. Ich bin bereit, mich auf vieles einzulassen, viele Wege mitzugehen. Ein Beispiel: Shakespeares „Romeo und Julia“ auf einer Bühne, deren einzige Möblierung in einer riesigen Pistole besteht, mit der Regisseur Martin Pfaff derzeit im Detmolder Landestheater darauf verweist, dass diese wohl bekannteste Liebesgeschichte der Welt vor einem gesellschaftlichen Hintergrund aus Gewalt, Macht und Sex spielt? Das ist schlüssig, packend, hochaktuell und gibt viel Stoff zum Nachdenken: Ich bin dabei!"
(xn-schlecktre-heb.de)