"Die Präsidentinnen"

(Werner Schwab)

Grabbe Haus / Landestheater Detmold
Bühne und Kostüme: Ines Alda
Darsteller: Dominic Betz, Katinka Maché, Philipp Weggler
Premiere: 15. September 2010

Unkommentiert als Gesamt-Abend: die nie gespielte dritte Szene des Stückes. Junge Darsteller spielen den alten Frauen „Die Präsidentinnen“ vor und ihr Leben nach. Ein Alptraum oder Realität? Vorwurf oder Selbsterkenntnis? Die Themen: Fatalismus-Ekstase, Gewaltbefürwortung, Entwicklungsverweigerung, Angst, Einbildung, Terror der vorschnellen Meinungen, das Gefühl, nur Objekt (Opfer) zu sein von Ereignissen und Zurichtungen. Spielerisches Abarbeiten zwischen Selbstentlarvung (durch Rollen-Annahme) und vitalem Trotz.

"Regisseur Martin Pfaff macht aus der geistigen Enge eine Tugend. Die Schauspieler, zwei Herren und eine Dame, nehmen von einer großen Holzkiste die Front ab, dann ziehen sie ihre Kostüme an und setzen sich nebeneinander auf drei Stühlen in die Kiste. Für mehr reicht der Platz auch nicht. Bühnen- und Kostümbildnerin Ines Alda hat den engen Kasten gebaut, in dem die Schauspieler sitzen und reden, sitzen und reden. Es ist bewundernswert anzuschauen, wie exakt der Text gearbeitet ist, wie die Pointen sitzen und wie so langsam aber sicher die Stimmung kippt. (...) Diesen Abgang nutzt der Regisseur zu einem Umbau. Die Akteure verschwinden hinter der Kiste, wechseln von ihren Alltagskostümen in Hochzeitskleider und erklimmen die Kiste, in der sie bisher gesessen haben. Dort oben thronen sie auf Einhörnern und träumen sich in Phantasiewelten. (...) Die drei Schauspieler agieren mit verblüffender Souveränität, schließlich haben sie eine riesige Textmenge zu bewältigen ohne die Möglichkeit von Pausen. Sie sitzen nebeneinander und geben sich die Stichwörter mit größter Sicherheit. (...) Das Ensemble erhielt für sein konzentriertes Spiel verdient viel Beifall."
(nachtkritik)

"Stoff und Sprache sind nichts für zart besaitete Seelen. Dennoch kommt das schräge Trio sympathisch rüber, und das liegt an der Inszenierung von Martin Pfaff, der man den liebevollen Blick auf die Protagonisten jederzeit anmerkt. (...) Alles ist Spiel, ist bizarre Karikatur: Das macht Pfaff mit den Umbauten auf offener Bühne ebenso klar wie mit der Besetzung der Rollen. Die drei Darsteller sind deutlich jünger, als man erwarten würde - und bei zwei der „Damen“ handelt es sich um Männer."
(Lippische Landes-Zeitung)

"Regie führte Martin Pfaff, der sich für drei junge Schauspieler des Landestheaters entschieden hatte, nämlich Philipp Weggler, Dominic Betz und Katinka Maché, die in den Rollen der drei Underdogs Erna, Grete und Mariedl schimpfend und streitend was das Zeug hielt, über Gott und die Welt und Kot, hervorragend brillierten. (...) Die drei hadern mit dem Schicksal und der Vorsehung. In ihren Fantasien sind sie erfolgreich, sowohl in der Arbeit wie auch beim Sex, wunderbar transportiert von den drei jungen Menschen in ihren weißen an Brautkleider erinnernden Rüschenkleider. (...) Die Zuschauer – zwischen Ekel und Sympathie hin- und hergerissen – applaudierten begeistert!"
(Lippe aktuell)