"Pension Schöller"

(Carl Laufs, Wilhelm Jacoby)

Großes Haus / Theater Rudolstadt
Bühne und Kostüme: Brigit Kofmel
Darsteller: Verena Blankenburg, Joachim Brunner, Horst Damm, Simon Keel, Marcus Ostberg, Ewa Rataj, Ute Schmidt, Markus Seidensticker, Valentin Stroh
Premiere: 29. Januar 2011

Philipp Klapproth hat von allem zu viel. Außer vom (wirklichen) Leben! Zunächst noch arrogant nähert er sich in seiner Abenteuer-Jagd nach Überraschungen den (sogenannten) Verrückten und entdeckt leidenschaftliche, lustvolle, schmerzgeprüfte Lügner, Hellseher und Erfinder. Aus dem Projekt Urlaub im Freak-Camp entstehen Bindungen zu Einzelkämpfern der besonderen Art, die sein gewohntes Youppie-Leben auf den Kopf stellen.

"Lachsalven, Szenenapplaus und Beifall über Beifall nach dem letzten Vorhang. (...) Der sensationssüchtige Philipp Klapproth erlebt genau das, was zu erleben er ersehnt: einen Käfig voller Narren. Marcus Ostberg, der für die Klapproth-Rolle eigentlich zu jung und zu schlank ist, macht das vorzüglich. Er spielt den Onkel aus der Provinz mit der Coolness eines Brokers. Da ist einer der Dumme, weil er eben nicht dumm ist. Weil er um die Ecke denkt, die Flöhe husten und das Gras wachsen hört. Sowieso berührt die Inszenierung von Martin Pfaff nicht nur die - nie eindeutig zu beantwortende - Frage nach der Grenze zwischen normal und verrückt. Sie stellt auch die Konstellationen auf den Kopf. Die Pensionsbewohner machen keineswegs jenen weltgewandten, großstädtischen oder wenigsten großmäuligen Eindruck, den man von Berlinern erwartet. Im Gegenteil. Sie wirken eher bodenständig in ihrer stringenten Art, ihren Leidenschaften zu frönen oder ihre Wunden zu lecken."
(Ostthüringer Zeitung)

"In Rudolstadt gehen die Protagonisten in Gelächter unter. Das Publikum tobt, klatscht sich auf die Schenkel und putzt die lachtränenfeuchten Brillengläser. "Schinner, Kneist, Nessing", ruft der angehende Schauspielstudent Eugen mit dem Textbuch von "Romeo und Julia" um den Hals, "tonne Ronnen!" Der arme Kerl kann kein L aussprechen, und sein Sprachfehler wird zum running gag. Eugen, köstlich parodiert von Simon Keel, ist nicht der einzige, der hier aus dem Rahmen fällt. Um ihn herum nichts als schräge, schrille, irre Typen! Am Ende droht das Bühnenbild auf alle herabzustürzen. Bravo! Kunst kommt von Können."
(Thüringische Landeszeitung)

"Martin Pfaff lässt, nach verhaltenem Beginn, die alte Dampf-Lust-Maschine hochdrehen, ohne, im Bild zu bleiben, den Druckmesser aus den Augen zu verlieren. Da ist immer, in allem Tohuwabohu, eine ordnende Hand im Hintergrund zu spüren, da ist immer auch Ordnung und Disziplin im Chaos, Rhythmus im Gewühl."
(Thüringer Allgemeine)


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