"Lord Savils Verbrechen"

(Hans Jaray - nach Oscar Wilde)

Theater Naumburg
Bühne und Kostüme: Ruth Krottenthaler
Darsteller: Harald Arnold, Soheil Boroumand, Katja Preuß, Betty Wirtz
Premiere: 21. September 2013

Ein Astrologe offenbart dem Snob Lord Savil, er werde in Zukunft einen Mord begehen. Ausweglos! Nur wann und an wem ist nicht bekannt. Eine belastende Sache: Was wird wie passieren? Nicht mal einen Tee können Lord Savil und seine Frau seitdem in Ruhe trinken, ohne von Gedanken an die Zukunft gestört zu werden. Die Lösung: Nicht warten, was passiert, sondern handeln. Ein Mord muss her, damit das Seelen-Chaos ein Ende findet. Der elitäre Aristokrat wird zum gemeinen Mörder. Eine Neurose jagt die andere. Alle Egoshooter denken nur an ihr persönliches Heil. Das Chaos ist vorprogrammiert. Das kleine Theater Naumburg als selbstgefällige, zugeplüschte Wohlstandshöhle, die durch Desolatheit und Stress der Figuren ad absurdum geführt wird.

"Eine turbulente Salon-Komödie entspinnt sich, gespickt mit Ironie und feinem englischen Witz, geprägt von Snobismus, Selbstzweifel und -überschätzung. Ein Spiegelbild des englischen Adels Anfang des 20. Jahrhunderts. Von Hans Jaray nach Oscar Wilde geschrieben, ist das Theater Naumburg nach tragenden und mit philosophischem Anspruch versehenen Werken mit „Lord Savils Verbrechen“ nunmehr leichtfüßig und satirisch in seine Weltkulturerbe-Reihe gestartet. Regisseur Martin Pfaff ist es dabei gelungen, den von ihm angekündigten „Flohzirkus der Eitelkeiten“ imposant auf die Bühne zu bringen, faszinierend für jene, die hintergründigen feinen englischen Humor mehr schätzen als Schenkel-Klopfer-Witze. Hauptdarsteller Harald Arnold vom Brandenburgischen Theater, der das Naumburger Ensemble als Gastschauspieler verstärkt, jedenfalls ist die Rolle des Lord Savil wie auf den Leib geschneidert. Das alles vor einer plüschigen Kulisse mit Hummer -Telefon, Orientteppichen und in Glitzer-Morgenmäntel gehüllten Akteuren. Und wie aus der Heute-Zeit kommt ein Automat hinzu, der auf Knopfdruck Tee in einer Fell ummantelten Tasse ausschenkt. Hier hat Bühnenausstatterin Ruth Krottenthaler ganze Arbeit geleistet.- Bemerkenswert und aufwendig: Das Vier-Personenstück kommt in acht Rollen daher. Betty Wirtz ist mal Astrologe mit russischem Akzent, mal exzentrische Handleserin, dann wieder der unterwürfige Buttler, und Soheil Boroumand mimt die füllige Tante Clarissa Plymdale genauso wie den lispelnden Detektiv Ferrington und den ängstlichen Butler Severin."
(Naumburger Tageblatt)