"Kabale und Liebe"

(Friedrich Schiller)

Landestheater Detmold
Bühne und Kostüme: Ines Alda
Darsteller: Robert A. Augustin, Philipp Baumgarten, Kerstin Klinder, Martin Krah, Ewa Rataj, Jenny-Ellen Riemann, Jürgen Roth, Joachim Ruczynski
Premiere: 30. November 2012

Eine Alltags-Welt aus Intrige, Korruption und individueller Gier. Kollektive Erlösungs-Sehnsüchte sind begraben oder nur noch eine Gedanken-Ruine der Vergangenheit. Die Menschen haben keine Zeit zum (Wieder-)Aufbau von Träumen. Sie stehen unter permanenter Angst, in der Konkurrenz-Mühle des Alltages zermalmt zu werden oder abzustürzen. Ferdinand und Luise hingegen befinden sich auf dem Höhenflug ihrer Hoffnung, sich mit (ihrer) Liebe allem entziehen zu können. Das unsicherste und nicht zu bezahlende Gut - menschlichen Nähe - wird für die beiden zur existentiellen Überlebens-Droge in einer Welt, in der jeder nur noch an sich denkt.

"Beeindruckende Premiere: (...) Auf der Bühne liegt nicht der abgestürzte Ikarus der griechischen Sage, sondern das in vier Teile zerbrochene, abgestürzte Flügelross Pegasus, das seine himmelstürmende Euphorie mit dem Tod bezahlen musste. Nur die silbrig schimmernde Mähne kündet in diesem Trümmerfeld noch von der Utopie vollkommener Schönheit und Harmonie. - Ines Alda schuf einen Bühnenraum, in dem die Schauspieler in der Regie von Martin Pfaff nur mit ihrer Präsenz und fast ohne Requisiten agieren. Und das tun sie höchst überzeugend (...) in Kostümen der Gegenwart. (...) Doch was sie in den Tod treibt, ist letztlich ihr Hang zum Extremen und Unbedingten, der ein Zeichen jugendlichen Ungestüms, aber auch jugendlicher Unreife ist. Und während Luise – herzergreifend verkörpert von Jenny-Ellen Riemann – bis kurz vor dem schrecklichen Ende ihren Blick auf die Gegebenheiten bewahrt, steigert sich Ferdinand immer mehr in die fixe Idee hinein, alle Lebenserfüllung nur in dieser Liebe zu finden. Martin Krah ist dieser zornige junge, verzweifelte Rebell (...).Zwar sind beide Väter (Jürgen Roth als hilfloser Musiker Miller, Joachim Ruczynski als standesbewußter Präsident) aus unterschiedlichen Gründen gegen die Heirat. Doch da am Hofe des 18. Jahrhunderts die Verleumdung genau so angesagt ist wie heute das Mobbing nicht nur in Politikerkreisen, weben drei Neider ein verfängliches Netz. Das teuflische Trio besteht aus dem von Luise abgewiesenen Sekretär Wurm und dem Hofmarschall von Kalb. Philipp Baumgarten und Robert André Augustin überzeugen in ihrer hinterhältigen Schleimigkeit. Dazu kommt die Mätresse Lady Milford, der Ewa Rataja die starken Konturen einer exzentrischen Nymphomanin verleiht. Dass Schillers Sprache den richtigen Nerv trifft, bewies der kräftige Beifall der vielen jungen Leute im Publikum."
(Lippische Landes-Zeitung)

"In der Inszenierung des Detmolder Landestheaters wirkt das Trauerspiel alles andere als verstaubt, sondern zeitlos und wie aus einem Guss. Das Publikum im Theater im Park war ergriffen. (...) Das geflügelte Pferd Pegasus (...). Darauf, darum und dahinter spielt sich das tieftraurige Trauerspiel ab, das Regisseur Martin Pfaff in ruhigen und eindringlichen Bildern in Szene gesetzt hat. Höllischer Donner kündigt immer wieder den Absturz des Dramas in die Tragödie an. - Die Menschen, die das Geschehen vorantreiben könnten heute leben. (...) Das Detmolder Ensemble spielt die tieftraurige Geschichte um das scheiternde Liebespaar, das am Ende durch eine vergiftete Limonade aus dem Leben scheidet, so intensiv, dass die Zuschauer ergriffen der Handlung folgen."
(Neue Westfälische Zeitung)