"Jeff Koons"


(Rainald Goetz)

Kammerspiele / Deutsches Theater Berlin
Bühne: Claudia Rohner
Kostüme: Uta Meenen
Video: Immanuel Heidrich / Clemens Walter
Darsteller: Aylin Esener, Michael Prelle, Horst Lebinsky, Ellen Schlootz, Kai Schwegel, Frank Seppeler, Ursula Staack, Elisabeth Trissenaar u.a.
Premiere: 20. Februar 2004

Rainald Goetz' "Stück": eine (großstadt-)bejahende, neugierige SprachSpaßAbSchöpfung der End90erJahre mit großem Erwartungsfinale (einer hippen Ausstellungseröffnung). 2004, Lichtjahre entfernt in der Zeitrechnung der New Economy, nach der fundamentalistischen Kälteschockklippe des 11. Septembers, wird "Jeff Koons" zu einer düsteren, grotesken Nacht-Tour durch den Großstadt-Dschungel. Begegnungen unterliegt weniger der Sound des Spaßes als der der Skepsis. Die exzessive Feier des Augenblicksdaseins wird umwuchert von Beschuldigungen und Wissen um die Endlichkeit. Von sozialer Härte (die Penner), Überforderung im Wettbewerb (der Kritiker, die Assistenten), Besitzanspruch (die Liebenden), Skrupellosigkeit im Expansionsstreben (der Künstler) und Mißtrauen (die Detektive). Konsens: Alle stehen unter Druck zu funktionieren. Allein die Nachrichtensprecherin wird verrückt während der Berichterstattung (im Schlußvideo), weil die ungeregelte Heutigkeit sie fertig macht.

"Regisseur Martin Pfaff nimmt das sperrige Stück als Vorlage für eine choreographisch gestaltete Verdichtung um die großen Fragen der Kunst und die kleinen Fragen des Lebens. Alle suchen und reden, und im Schwung ihres manischen Sprechens entfaltet sich ein irrlichterndes, dramaturgisch dichtes Ensemblespiel."
(Rheinischer Merkur)

"Die Bühne in den Kammerspielen teilt sich in zwei durch eine Wand aus Glas getrennte Welten: In ein karges, schwarz verkleidetes Außen, in dem gläserne Fahrstühle und eine Videoleinwand auf- und abschweben; und ein modisch-minimalistisches, grell erleuchtetes Allzweckzimmer davor. Bespielt wird dieser transparente Nichtort zwischen Tag und Nacht, Diesseits und Jenseits, Wirklichkeit und Schein, von einem zwölfköpfigen Figurenensmble. Regisseur Martin Pfaff riskiert eine Menge. Er weiß, wie raffiniert der Dichter Rainald Goetz mit seinem Trashgesang in die Irre führt. Pfaff wagt bei seiner ersten großen Regie am DT einen Kriminaltango, der zwischen den verschiedenen Ebenen der virtuellen Welt hin- und hergleitet. Wenn sich die Darsteller den Text gegenseitig um die Ohren hauen dürfen in jenen ausgesuchten Augenblicken messerscharfen Smalltalks, dann ergeben sich Witz und Spannung ganz von allein, erlebt die Inszenierung ihre merklichen Höhepunkte."
(TAZ)

"Martin Pfaff hat sich eine richtige Handlung ausgedacht, in der "Jeff Koons, Künstler" eine Art Schurkenrolle ist. Ein Kunstkritiker will sich umbringen, traut sich aber nicht und beauftragt deswegen eine Pennerin, doch die nimmt das Geld bloß, um in besseren Clubkreisen aufsteigen zu können. Hier erholen sich auch die Assistenten von Jeff Koons von ihrer Arbeit, das Klonprojekt zu überwachen. Koons nämlich züchtet in einer Duschkabine ein kindliches Alter Ego, das bei der finalen Vernissage präsentiert wird."
(Frankfurter Rundschau)

"Bemerkenswert daran ist, daß die Aufführung nicht einfach nur Kunst über Kunst präsentiert, sondern ihre eigenen ästhetischen Verfahren zum Einsatz bringt, mit der Zuschauerwahrnehmung zu spielen."
(Hausarbeit, FU Berlin)