"Dracula"

(Martin Pfaff nach Bram Stoker, UA)

Ratskellersaal / Theater Naumburg
Bühne, Kostüme, Video: Anja Kreher
Spiel: Selena Bakalios, Pia Koch, Enrico Riethmüller (Jörg Vogel)
Premiere: 3. September 2021

Im Zentrum steht der kleine Angestellte Jonathan Harker, aufgesplittet in drei Schauspieler*innen: der zerrüttete Mensch in der Krise. Wie findet man sich zurecht in einer Welt, in der eine Schrecklichkeit auf die nächste Ungeheuerlichkeit folgt? Was macht man mit der Angst, überwältigt und zerrissen zu werden von den Ereignissen? Wie entwickelt man Hoffnung? Bildstarkes Theater mit einem chorischen, dreifaltigen Jonathan Harker, aus dem weitere Figuren kurz heraus ploppen wie Erinnerungen in Harkers Kopf. Komödie, Tragödie, Schauermärchen. Alles wechselt sich ständig ab, wild und unruhig, so wie die Suche Harkers nach einem Ausweg aus dem Chaos.

"Eine witzige, spritzige Schauergeschichte – das geht so nicht zusammen? Doch, das geht. Den Beweis tritt das Theater Naumburg zum Auftakt der neuen Spielzeit an, für die der Regisseur eine gekürzte Bühnenfassung von Bram Stokers gut 600-seitigem Schauerroman verfasst hat. Dabei gelang es ihm, den Stoff aus dem Jahre 1897sowwohl frisch, amüsant und originell zu inszenieren als auch inhaltlich ins Hier und Heute zu transformieren. Freitag zollte das Publikum der Premierenaufführung langanhaltenden Beifall. (…) Doch spätestens wenn Dracula die Bühne betritt und sich Dialoge entspinnen, entpuppt sich das Dreifach-Ich als clevere Variante, um Harkers innere Zerrissenheit, sein Angst verrückt zu werden und seine aufsteigende Panik aus dem Unterfangen nicht mehr lebend herauszukommen, widerzuspiegeln – und das auf komödiantische, herzerfrischende Weise. (…) Vom witzig-spritzigen, komödienhaft überzeichneten Anfang triftet die Handlung (…) zunehmend in den schaurigen Gruselboulevard (…), um in einem nachdenklichen Abschluss zu münden, in dem Pfaff seiner Sicht auf die seit Anfang 2020 bestehende neue Realität Raum gibt."
(Naumburger Tageblatt)

"[D]er Saisonstart des Naumburger Schauspiels ist jedenfalls geglückt. Man spielt im gewichtigen Ratskellersaal der Stadt „Dracula“ von Bram Stoker. Martin Pfaff hat das Werk bearbeitet, auf eine Länge von 75 spannenden Minuten gebracht und mit schöner Doppelbödigkeit inszeniert. (…) Hier aber gelingt es gut, nämlich mit den Mitteln des Theaters. Den armen Jonathan, den auf seinem Weg zum Schloss schauriges Wolfsgetier verfolgt hat, gibt es nämlich gleich drei Mal, chorisch werden Angst und Grusel verhandelt, was der Sache Fahrt verleiht. (…) Das läuft flott über die Bühne eines Saales, der mit seiner historischen Wucht den Grusel unvermeidlich ein bisschen in heimischen Gefilden verortet."
(Mitteldeutsche Zeitung)