Wir sehen: Fassbinders Geschichte. Unbedingte Liebe. Ihr gegenüber: eine materialistische Welt voller Missgunst, Vorurteilen und Neid. Erzählt als Retro-Anti-Märchen von 1973. Im Spiegel der Vergangenheit erkennt man: heute ist manches besser geworden, manches ist gleichgeblieben, manches hat sich verschlechtert. Nachdenklich stimmt das Stück. Aggressive Körperpanzer schützen sich martialisch oder hinterhältig vor Veränderung und Ungewohntem. Durch Hass und Verurteilung. Berührend bleibt (wie in einer Liebesgeschichte der Klassik) wie sehr Salem und Emmi an ihrer Liebe festhalten. An ihrer verletzlichen Nähe. Wie Sisyphos rollen sie, trotz aller Rückschläge, den Stein ihrer Liebe weiter.
"Wenn der Vorhang sich öffnet, nehmen vier mit silber funkelndem Glitter dekorierte Ziffer die ganze Breite der Bühne in Anspruch und bilden die Jahreszahl 1973. Später werden die auf fahrbaren Podesten angebrachten Zahlen immer wieder in unterschiedliche Positionen gerückt. (...) Zusammen mit der stimmig an die Zeit angepassten Garderobe (Ausstattung: Tom Grasshof) genügt das, um das Kolorit der Ära auferstehen zu lassen (...). An einer Stelle sucht das Publikum die Gelegenheit für einen Szenenapplaus. Daran zeigt sich die Vielschichtigkeit der Thematik: In einem zusätzlich eingefügten Monolog bringt eine Nachbarin von Emmi nämlich die Ablehnung und Angst vor Fremdem zum Ausdruck. Der Applaus setzt ein, als Enrico Riethmüller als Nachbarin die Tirade mit den Worten beendet: 'Wenn ich das nicht mehr sagen darf, dann sage ich gar nichts mehr.' Man fragt sich: klatschen diejenigen, die ihre Ablehnung von Fremden auch heute gern deutlicher nach außen tragen möchten - oder wird die Darstellerleistung entlohnt, die die Absurdität dieser Haltung so klar auf den Punkt bringt? Die Antwort ist offen. - Trotz des eigentlich schweren Themas ist der Abend unterhaltsam - und bietet besten Stoff zum Nachdenken oder um sich mit anderen Besuchern auszutauschen. Am Ende belohnt das Publikum das Team mit lang anhaltendem Applaus."
(Rhein-Zeitung)
"Die Premiere im Schlosstheater Neuwied war ein Erfolg. (...) Das Bühnenbild besteht aus den vier großen, glitzernden Ziffern, die gedreht und geschoben werden, um neue Situationen abzubilden: 1—9—7—3. Das stellt die Handlung einerseits in den historischen Kontext, zeigt jedoch zugleich, dass fünfzig Jahre danach die Ängste, Animositäten und Vorurteile in der Gesellschaft dieselben sind. -
Das Premierenpublikum belohnte die anrührende Schauspielleistung des gesamten Ensembles mit langanhaltendem Beifall."
(NR-Kurier)
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